Wie schon auf der Info-Seite gesagt, ist dieser Bericht kein Weblog im üblichen Sinn, sondern ganz einfach eine persönliche Aufarbeitung unseres gerade vergangenen, turbulenten KOS-Urlaubs.
Hinflug/Hoteltransfer/Checkin erstmal problemlos, schöne Anlage, super Wetter (Sonne satt, 30 °, Wasser 25 °). Nur der Service/Personal - naja…
Also erstmal nen Tag am Strand/Pool relaxen, Gastronomie testen, gutgehen lassen. Dienstag dann nen 80er Roller gemietet und ab nach KOS-Stadt zum Sightseeing. Beeindruckende Überreste der Kreuzritterfestung, nette Hafenanalage, überall Hippokrates Schautafeln/Souvenirs. Dazu später mehr…
Das heisst, erstmal nen halben Liter Jod auf die Platzwunde geschüttet und (nat. ohne Spritze oder sowas) zusammengenäht - das fängt ja gut an, denk ich… Dann erstmal ab zum Röntgen, anschliessend das Bein geradegezerrt (AUAAA) und provisorisch eingegipst, danach in die Chirurgie abtransportiert - die Notaufnahme glich mittlerweile einem Heerlager, also irgendwie doch auch Glück gehabt.
Der weitere Verlauf war dann auch nicht so lustig: Aufgrund der Röntgenbilder war klar, dass man das keinesfalls so lassen konnte, die Ärzte rieten zu einer sofortigen Operation oder Rücktransport. Den versuchten wir via Auslands-Schutzbrief anzuleiern, was aber auf die Schnelle nicht klappte (ist ne eigene Geschichte). Inzwischen war Mittwoch und da keine schnelle Lösung in Sicht und der Schmerz gross waren (ich bekam 2 Schmerztabletten am Tag, was lt. Aussage der Ärzte ‘ausreicht’), entschloss ich mich zur Operation. Die kam dann Donnerstag. Der OP im Keller erinnerte stark an einen ‘Ligne Maginot’ Bunker, provisorische Verkabelung an der Betondecke, zur Hälfte voll mit rostigen Gasflaschen und alten Monitoren usw…. aber immerhin soweit ersichtlich, steril verpacktes Arbeits/Verbrauchsmaterial. Und, muss man zugeben ein guter Anästhesist, dem es wie versprochen gelang, gezielt die untere Körperhälfte ‘abzuschalten’, alles ab Bauchnabel aufwärts aber unbeeinflusst. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, die Beine liegen irgendwie 2 m links neben dem Rest des Körpers und werden da bearbeitet. Soganz genau wollte ich es auch garnicht sehen, erst das Ergebnis , wo man erkennen konnte wie die Schrauben die Knochenteile zusammenhalten. Soweit also erstmal alles ok, der Nachmittag zurück auf Station auch noch, solang die Narkose wirkte. Danach dann das bekannte Spiel, alle 6 Stunden eine Schmerzspritze, die knapp 1 Stunde wirkte….
Jutta kannte inzwischen das Umfeld gut und hatte auch herausgefunden, dass es in der Apotheke rezeptfreie Schmerztabletten gibt, die fast 8h wirken (und bei uns wohl garnicht erst zugelassen sind) - ab da gings dann schon wesentlich besser. Denn nach 4 Tagen(+Nächten) ohne Schlaf ist man erstmal platt.
Aber immerhin - in der Zeit hatte ich rund um die Uhr die Gelegenheit zu beobachten, wie die Gepflogenheiten im Land so sind - insbesondere in Notsituationen. So ist es z.B. absolut üblich dass kein Mitglied einer Familie/Clan im Krankenhaus alleingelassen wird, es gibt sozusagen eine ‘Rundumbetreuung’ mit Schichtbetrieb, d.h. auch nachts ist immer jemand dabei (im Zimmer) - schläft da mehr oder weniger improvisiert auf Stuhl und/oder Boden und benutzt natürlich auch die Patienten-Toilette/Waschgelegenheiten mit (bei uns undenkbar). Keinen Unterschied zu uns gibt es aber bei der Personalknappheit und dem dadurch bedingten Zeitdruck, das wunderte mich schon, zumal das anderswo (z.B. in Frankreich) auch viel besser geht. Und nach einigem Hin-und Her und vielen Telefonaten (ja, es gibt auch Situationen, wo Handy’s ihre Berechtigung haben ) ging dann der Rücktransport im Linienflieger (mit extra freigeräumter Sitzreihe) wirklich problemlos vonstatten. Danach nochmal ein kleiner Tiefschlag: das am Fugplatz geparkte Auto springt nicht mehr an … - doch auch das war innerhalb einer Stunde gelöst, und abends um 6 dann die Ankunft daheim - hab mich noch selten so gefreut aus dem Urlaub zurückzukommen. Fazit des Ganzen: Viel gelernt, viel erlebt, viel ausgehalten. Und der alte Spruch gilt immernoch: ‘Racing is safer than Cruising, and much more Fun, anyways’.
Schade, dass mir jetzt Mas du Clos durch die Lappen geht - der Bodo hatte mir grad seine granatenschnelle Duc 999R zum Testen angeboten (weil er selber verletzt ist) ….
Update (05.11.05) - inzwischen (6 Wochen später) sieht es so aus: - die Geschichte zieht sich… 21.01.06: Nachdem sich alle Hoffnungen auf eine ‘selbsttätige’ Heilung zerschlagen haben, wurde eine weitere Operation mit Knochentransplantation aus der Hüfte notwendig. Hier ist das vorläufige Ergebnis: 08.02.06: So, nun immerhin mal raus aus der Klinik, gottseidank… und ein genauerer Blick auf die ‘Neukonstruktion’: 08.04.06: Endlich: ‘das Ende des Tunnels’ ist in Sicht - die Schrauben sind raus (ok, das war nochmal heftig, ohne Spritze etc…). Stattdessen nun ein sog. ‘Sarmiento Cast’ (benannt nach dem Erfinder, Augusto Sarmiento), ein High-Tech Stabilisator, der die sofortige Belastung des Beins zulässt, was das Knochenwachstum anregen soll. Ich bin optimistisch und freue mich schonmal auf Val de Vienne… 23.04.06: Sicher noch nicht wirklich im Sinn der Ärtzeschaft - aber ich konnte es mir bei dem schönen Wetter einfach nicht verkneifen - der erste Fahrradversuch nach all den Monaten: Und man muss sagen: es geht sogar besser als Laufen mit Krücken .