ClassicPress statt WordPress - ein Holzweg ?

Da mein Fokus in letzter Zeit hauptsächlich auf der Entwicklung von WordPress Erweiterungen (Plugins) liegt, verfolge ich natürlich auch die Trends und das Umfeld bzgl. dieses CMS mit Interesse.
Und da ist zuletzt einiges passiert: im Zuge der Entwicklung des neuen Block-Editors Gutenberg  (der seit der Version 5.0 integraler Bestandteil von Wordpress ist, also kein Plugin mehr das man einfach bei Bedarf deinstallieren kann) gab es in der WP-Community nicht nur Zustimmung, sondern auch massive Kritik, die offenbar teilweise in recht autoritärer Manier abgeschmettert wurde.
Und offenbar als Folge davon gab es nun auch erstmals einen Fork des beliebten CMS:  ClassicPress  . Einige Diskussionen bzw. Erklärungen dazu finden sich z.B. hier , hier oder hier.
Interessehalber (und weil ich vorerst auch kein grosser Gutenberg-Fan und genausowenig einer von React.js bin) habe ich das mal auf meinem Testserver installiert und einen Klon meiner eigenen Website darauf portiert. Auf den ersten Blick funktioniert das gut, das ist aber auch kein Wunder, denn ClassicPress ist ja erstmal nicht viel anders als WordPress 4.9.8 - meine Live-Seite ist zwar schon auf WP 5.0.3 aber mit dem Classic Editor statt Gutenberg, und ich habe auch keine Plugins und/oder Themes die Gutenberg benötigen. Ich werde nun erstmal die weitere Entwicklung beobachten und sehen wohin die Reise geht - meine Live-Seite bleibt vorerst auf WordPress, denn ich bin bezüglich ClassicPress eher skeptisch.
Denn aufgrund meiner bisherigen Beobachtungen sprechen folgende Punkte eher gegen ein langes Leben bzw. einen dauerhaften Erfolg dieses Projekts:

  • Manpower: die CP Community hat m.E. viel zu wenige (Core-) Entwickler um so ein grosses Projekt dauerhaft zu stemmen
  • der Anspruch, insbesondere ‘Business’ Kunden bzw. Anwender anzulocken, ist schon fast als Hybris zu betrachten :D
  • Die Entwickler der meist verbreiteten Plugins scheinen CP, wenn überhaupt, nur halbherzig zu unterstützen, und auch dies wird spätestens dann gekappt, wenn Gutenberg spezifische Funktionen vom Kundenstamm verlangt (und eingebaut) werden - eine zweigleisige Entwicklung wird sich niemand leisten wollen
An sich ist das schade, denn eine dauerhafte Alternative zu WordPress (wo man auch nicht wirklich weiss, wohin und vor allem wie, die weitere Entwicklung geht) wäre eigentlich schon eine gute Sache. Ich werde das alles also wie schon gesagt, interessiert beobachten, ab und zu meinen CP Klon mit den Inhalten und Plugins der Live Seite updaten um zu sehen ob das alles noch funktioniert, und von Zeit zu Zeit hier in diesem Blog-Post kommentieren. So wie es sich momentan darstellt, möchte ich die Eingangsfrage so beantworten: ja, ClassicPress ist aller Voraussicht nach ein Holzweg.
Update (19.05.19): Die aktuelle Entwicklung gibt mir offenbar in meiner Einschätzung recht:
Ein halbes Jahr nach der vollmundigen, weithin bekannten Ankündigung und Release der ersten Version dümplet ClassicPress bei ca. 1700 aktiven Installationen dahin, siehe Forum .
Ein erfolgreicher Start sieht m.E. anders aus - nur als Vergleich: der Classic Editor , das Tool für alle Gutenberg-skeptischen WP User, hat im gleichen Zeitraum (ok, etwas mehr Vorlauf war da schon, den hatte CP aber auch) über 4 Millionen Installationen.

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