Ich denke, es wird langsam mal Zeit, auf einige wichtige Dinge im Leben zurück zu blicken, und den Anfang mache ich hier mit dem Thema Informationstechnik/EDV, das mich schon seit den Schulzeiten begleitet.
Immer mal wieder kommt dies bei verschiedenen Gelegenheiten zur Sprache, wird dann aber nie vollständig abgehandelt bzw. wichtige Teile schlicht vergessen
.
Also versuche ich hier mal eine Zusammenfassung, die zumindest die wesentlichen Stationen beleuchtet.
Die Anfänge:
Kurz nach der Mondlandung von Apollo 11 erschienen Anfang 1970 die ersten elektronischen Taschenrechner (sozusagen als Abfallprodukt) der Firma Hewlett-Packard auf dem Markt, und unser damaliger Mathe-Lehrer hatte einen HP 35 gekauft, den brachte er in die Schule mit.
Das war eine echte Sensation: das Ding stellte alle Tabellenbücher, Rechenschieber und sonstigen Hilfsmittel weit in den Schatten, kostete aber auch ca. 2000 DM, damals ein kleines Vermögen.
Aber alle die Spass am Rechnen, Technik und Physik hatten, waren begeistert.
Und ein Jahr später kam dann der nächste Schritt: Herr Moser brachte eine
Olivetti Programma 101
(Leihgabe von einer Bank) mit in die Schule, das war der erste Kontakt mit einer frei programmierbaren Maschine.
Das Ding sah aus wie eine Registrierkasse mit Kassenbondrucker und die Programmierung erfolgte mit speziellen Befehlstasten in einer Assembler-artigen Sprache, also mit Registern, denen man Werte zuweisen konnte, mit diesen rechnen und logische Entscheidungen ausführen.
Das erste selbst geschriebene Programm war dann ein Primzahlen-Berechnungs-Programm, mit dem Algorithmus
Sieb des Erathostenes
.
Es bildete sich darauf hin die erste Computer-AG, lange bevor irgend eine andere Schule an etwas ähnliches auch nur denken konnte.
Diese Erfahrung machte extrem viel Spass und hatte durchaus eine prägende Funktion für alle späteren Entwicklungen.
Studium:
Das Studium des allgemeinen Maschinenbaus an der TU Karlsruhe begann ich 1976, und dort gab es immerhin schon Informatik als Pflichtfach.
Allerdings noch mit heutzutage unvorstellbar primitiven Hilfsmitteln:
- Die ersten Progamme in der Programmiersprache ALGOL wurden mit einem Siemens T100 Fernschreiber getippt, der diese auf Papierstreifen stanzte.
- Diese wurden dann am Grossrechner eingelesen (= eingezogen, wobei immer mal wieder einer abriss und darauf alles neu getippt werden musste) und am nächsten Tag konnte man das Ergebnis am Endlosdrucker abholen - oft genug war das nur eine Fehlermeldung (logischer oder Syntax-Fehler) und man musste wieder von vorn anfangen.
- Etwas später wurden die Papierstreifen dann durch Lochkarten abgelöst, die Sprache war nun FORTRAN und man konnte einzelne fehlerhafte Zeilen (= eine Lochkarte) gesondert neu schreiben und austauschen - welch ein Fortschritt .
- erst gegen Ende des Studiums wurden (Text-)Terminals mit Anschluss an den Siemens Grossrechner auch für Studenten zugänglich, da erstellte ich dann erste Subroutinen für ein Forschungsprojekt am Institut für Fahrzeugtechnik.
Berufseinstieg:
Nach einem kurzen Intermezzo an der Uni (Assistentenstelle am Institut für technische Mechanik) fand ich dann eine Anstellung in der Abteilung Forschung der Heidelberger Druckmaschinen AG am Stammsitz in Heidelberg.
Das war 1983, also genau die Zeit, wo die Informationstechnik auch in den Forschungsabteilungen so richtig Fahrt aufnahm, und zwar nicht nur in den Berechnungsabteilungen (da war das vorher schon der Fall) sondern auch in der Messtechnik.
Und das war für mich der ideale Zeitpunkt, um hier als Jungingenieur mit neuen Ideen und Erfahrung in Software-Entwicklung Auftrieb hinein zu bringen.
Denn die Messtechnik bestand bis dahin noch im Wesentlichen aus analogen Geräten: Linienschreibern, Oszilloskopen, Messgeräten mit ‘Kassenbondruckern’ als Ausgabegerät etc….
Und wieder waren es Geräte von Hewlett-Packard (Messgeräte und Tischcomputer) die den Unterschied machten: der sogenannte HPIB-Bus war der erste Schnittstellen-Standard der die Möglichkeiten der digitalen Auswertung von Messdaten wesentlich erweiterte bzw. erleichterte (bis dahin gab es fast nur Geräte mit serieller Schnittstelle - ein Quell ständigen Ärgers, ich sag hier nur mal 9600,8,N,1
).
Genau diese Entwicklung konnte ich dort federführend vorantreiben und den erfahrenen Kollegen näher bringen, deren Offenheit gegenüber den Ideen eines ‘Jungspundes’ ich heute noch zu schätzen weiss.
Parallel dazu entwickelte sich das Internet langsam zu dem was es heute (auch) ist: einer unerschöpflichen Daten- und Informationsquelle und DER Technik zur Vernetzung der bis dahin fragmentierten IT Landschaften (man denke hier an die weitgehend inkompatiblen Betriebssysteme: Mainframe, VMS, DOS, Apple II, Macintosh… sowie Netzwerke: TCP/IP, IPX/SPX, NetBeUI…) - ein eigenes Thema, das den Rahmen dieses Artikels bei Weitem sprengt.
Das war natürlich auch äusserst spannend und eines meiner Projekte war dabei, die Rechner im Labor an denen die Messdaten der Versuchsreihen anfielen ohne Disketten oder gar ausgedruckte Papierstreifen mit den Computern im Büro bzw. später dann Daten-Servern zu vernetzen, den Anfang machte da ein HP Tischcomputer mit Ethernet-Interface, Koaxialkabel mit Endwiderständen und ftp via TCP/IP - lange vor dem
World Wide Web
, aber schon mit dessen technischer Basis.
Im Büro dann Workstations mit
HP-UX
als OS, mein erster Kontakt mit Unix -
Linux
gab es damals noch nicht.
Und DOS/Windows war zu der Zeit noch hoffnungslos hinten dran bzw. auf dem falschen Dampfer
.
Ebenso gewann dann ab 1990 das Internet zunehmend an Bedeutung, und auch in der firmen-internen IT setzte man zunehmend auf HTML-basierte Dokumentation die an jedem Arbeitsplatz genutzt werden konnte, und hier war das der Beginn meiner Tätigkeit als Web-Entwickler incl. System/Server Betreuung.
Im Laufe der Jahre sammelte ich so Erfahrung auf vielen verschiedenen Fachgebieten und mit vielen Programmiersprachen (Assembler, Basic, C, C++, C#, CSS, Javascript, Matlab, Octave, Perl, PHP, Python, SQL…) und Entwicklungs-Systemen, entweder aufgrund eigener Versuche/Ideen oder durch Vorgaben von diversen Geräteherstellern / vorhandenen Schnittstellen, APIs usw.
Insgesamt also ein breitgefächertes Spektrum, es war immer spannend und hat viel Spass gemacht, und einige meiner damaligen Entwicklungen sind heute noch bei HDM im Einsatz.
Motorradsport:
Mein Hobby No. 1 seit den 1970er Jahren, der Motorradsport, konnte da natürlich auch nicht aussen vor bleiben
- insbesondere die zwischen 1996 und 2016 selbst-organisieren Rennstrecken-Trainings boten sich geradezu an, mittels IT/Internet Technik vereinfacht und verwaltet zu werden.
So entstand dann die Webseite hoernerfranzracing.de, anfangs (ab 1997) noch ohne eigene Domain auf t-online und ohne CMS, also nur statisches HTML - später dann (2002) mit einem Zwischenschritt auf inka.de, wo man erste Perl-Scripts (CGI) laufen lassen konnte über ein Hosting-Paket bei Hosteurope zum heutigen Hosting bei Netcup.
Die Benutzer/Veranstaltungsverwaltung/Anmeldung erfolgte ab 2002 komplett im Web, mit selbst-programmiertem Frontend und Backend, geschrieben in PHP/Mysql und etwas Javascript und CSS.
Last- but not Least kamen dann auch noch einige kleinere Projekte im Mobil-Bereich (Android) dazu, wobei ich mich mit den aufgeblähten IDEs wie Android Studio nie richtig anfreunden konnte
.
Da machten die
Arduino
Microcontroller Experimente doch mehr Spass…
LPC:
Nach meinem
Herzinfarkt im Jahr 2012
und absehbarem Niedergang (und damit verbundenen Wellen des Personalabbaus) der Firma Heideldruck fand ich zufällig nach meinem dortigen
Ausstieg
Anfang 2014 im Dezember 2016 eine Teilzeit-Anstellung als Web-Entwickler bei der ortsansässigen Firma
LPC Computer
- die ich dann bis zu meinem Renteneintritt 2021 inne hatte.
Und was soll ich sagen: auch diese Phase hat nochmal viel Spass gemacht, eigene Erfahrungen/Ideen eingebracht, viel Neues gelernt (Web-Technologien wie
Ajax
die ich vorher nur am Rand auf dem Schirm hatte) und eines der daraus entstandenen Projekte ist
MotoGP
- ein nettes Tipspiel das gerade in die Endphase seiner zweiten Saison geht.
Linux:
Nach den Erfahrungen mit VMS/HP-UX/DOS/Windows usw. und den dabei schmerzlich erlebten Beschränkungen/Kommerz-/Werbemüll/Daten-Lecks/Viren-Desaster/Abzockereien/End-of-Life Ärgernissen begann ich mich schon Ende der 1990er Jahre mit Linux zu beschäftigen, zuerst SuSe (siehe Titelbild), dann RedHat, (K)Ubuntu, Gentoo, dann Debian - und dabei bin ich bis heute geblieben, und ich habe es nie bereut
.
Aktuell ist mein liebstes Tool
docker
- das läuft zwar auch auf Windows und anderswo, aber die Performance dort ist miserabel.
Aber auch von Microsoft gibt es inzwischen gute freie Software, z.B.
Visual Studio Code
.
Ausblick:
Damit ist (hoffentlich) natürlich noch lange nicht Schluss, ich pflege weiterhin meine
GitHub Projekte
und ab und zu kommt auch ein neues dazu, daneben helfe ich zeitweise bei
ISB Software
aus, der Firma wo mein Sohn arbeitet.
Und wenn das alles irgendwann vorbei ist - mein ‘Grabstein’ ist schon mal im
Arctic Code Vault
.